Seglers Traum,oder Albtraum.
ISBN 9783758366277
32 000 Meilen rund um die Welt"
Segeln auf allen Ozeanen mit der S/Y "ALTAIR"
Allein auf den 7 Meeren,traumhaftes Erleben an paradiesischen Stränden,mit fremden Kulturen
in exotischen Ländern.Aber auch Einsamkeit,Depressionen,Stürme und Piratenangst sind die
Begleiter einer für viele unereichbaren Erlebnisreise.
DER LANGE TRIP.(Leseprobe)ver Film "sailing across the Pacific" y "Circunnavegacion".
Von meinen Freunden in San Cristobal hatte ich Abschied genommen. Bei Ivan in der
Autowerkstatt hatte ich mir noch meine Kanister mit Diesel gefüllt. Keine Bezahlung
winkte er entsetzt ab, als ich mein Portemonnaie zückte. Wir sind Freunde und
übrigens kostet es ihn auch nichts, also „gute Fahrt, melde dich mal über Funk und
berichte, was sich so alles tut auf diesem längsten aller Törns über den Pazifik hinüber
zu den Marquesas Inseln“.
In den ersten Morgenstunden darauf lief ich aus. Es war kaum Wind und so ging es
per Motorkraft erst einmal weg von der Insel an anderen Inseln vorbei,
„Adios Galapagos“ schon bald war ich im Ozean. Mein Kurs sollte so am 5.
Breitengrad Süd entlang gehen, dort erhoffte ich den Passatwind zu erwischen und
die lange Strecke, die vor mir lag, einigermassen heil durchzustehen. Doch das sollte
ein Irrtum sein. Irgendetwas stimmte nicht Ich hatte Kopfschmerzen so ganz leicht
im Hinterkopf und manchmal dieses Ziehen im Genick wie oft nach längerem
Landaufenthalt so eine Art Seekrankheit, was nach 2 Tagen auf See dann immer
verschwand.
Aber dieses Mal war es anders. Mir schmerzte der Rücken und ich konnte
meinen Kopf nicht mehr drehen. Was war bloss los mit mir? Erst glaubte ich, eine Grippe zu bekommen, denn mir taten alle Glieder weh und jede Bewegung machte mir Mühe. Langsam, ganz behutsam, zog ich mich aus und legte mich in meine Koje.
Von diesem Augenblick an erhob ich mich nicht wieder. Mein Rücken schmerzte, als ob ein
glühender Nagel drinnen steckte; jede Bewegung kostete mich entsetzliche Mühe und schmerzte
fürchterlich. Steif lag ich in der Koje und versuchte mich nicht zu bewegen. Fieber und
Schüttelfrost wechselten sich ab. Alles in mir fing an, weh zu tun. Irgendein Arzt hatte
mir einmal gesagt, dass Rückenschmerzen auch vom Magen aus gehen können; genau das war es: Der Magen, darüber die Rippen, alles tat weh, wenn ich die Haut versuchte zu berühren, war es mir, als ob die leiseste Berührung mir die Haut verbrennt. Ich weiss nicht mehr, wie lange dieser Zustand dauerte; ständig schrie ich vor Schmerzen, vor allem der Rücken war betroffen.Jede Schiffsbewegung machte mich wahnsinnig vor Schmerz. Ich weiss nicht, ob ich schlief oder die Besinnung verlor; es wurde Tag und ich lag unfähig zu han -deln da. Seitdem ich mich hingelegt hatte, bin ich nicht wieder nach oben an Deck gekommen; das Schiff trieb dahin.
Als ich mit meiner Hand zu meinem Bein tastete, bemerkte ich, dass dort, wo ich Fleisch
hätte fühlen müssen, gar kein Gefühl mehr war. Vom Bauchnabel abwärts war ich gelähmt.
Das war das Ende, dachte ich, und dass ich elendig im Meer verrecken würde, aber der
Lebensmut war noch da, irgendwie musste es mir gelingen, an die Funkstation zu kommen.
Peter und Monika waren bereits auf den Marquesas und konnten so von meinem Zustand
erfahren. Da ich keinerlei Ahnung hatte, was mir passiert war und mein Denkprozess
durch die immer noch anhaltenden Schmerzen stark reduziert war, fiel mir auch
nichts ein, was ich hätte machen können. Auch hatte ich Sorge, dass ich in meine Koje
nicht mehr hinein gelange, wenn ich diese verlasse.
Die Lähmung war auch an den folgenden 3 Tagen noch da, nur sehr langsam liess
der Schmerz irgendwie nach, oder ich hatte mich daran gewöhnt. Am vierten Tag fühlte ich zum ersten Mal wieder mein
rechtes Bein. Am Fuss war es noch taub, aber am Knie hatte ich das Gefühl, anfangs wie durch ein dickes Tuch;
später, im Laufe des Tages, war es mir, als ob das Blut wieder zurückströmte; ich versuchte aufzustehen, es ging.
Meine Videokamera lag griffbereit neben mir im Regal. Wenn ich das nicht überlebe.so sollen wenigstens meine Lieben zu Hause davon erfahren, wie es dazu kam. Irgendwo würde man vielleicht mein Schiff finden und so von dem Ende erfahren. Als ich die Kamera in die Position gebracht hatte, wo auf dem Sucher meine Koje erschien, liess ich sie laufen und erklärte so gut ich konnte meine Situation. Meine Schmerzen waren zwar deutlich weniger geworden, aber es ging mir immer noch sehr schlecht. Ich hatte während dieser Zeit weder etwas getrunken noch gegessen, hatte weder Durst noch Appetit.
Am kommenden Vormittag bekam ich Verbindung mit meinen Freunden; sie hatten sich schon
Sorgen gemacht, weil sie so lange nichts von mir gehört hatten. An meiner Stimme erkannten
sie sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Als ich meine Lage geschildert hatte, lief
Monika sofort in das Krankenhaus des Ortes, um sich Rat zu holen. Sie spricht fliessend
Französisch und kam mit allerlei Fragen zurück. So gut ich konnte, beantwortete ich
diese. Was ich an Medikamenten an Bord hätte, wollte man erfahren, um den Versuch einer
Behandlung zu beginnen. Auf die Frage, ob ich Kortison hätte, musste ich dieses
verneinen. Ich hatte noch 6 Kalzium-Injektionen an Bord, die ich eigentlich für meine Frau mitgenommen hatte, weil sie schon einmal einen schweren allergischen Anfall hatte. Mir wurde geraten, diese im Abstand von je vier Stunden zu injizieren.
Möglicherweise war ich auch so auf dem Wege der Besserung. Vielleicht haben die
Medikamente Wirkung gezeigt; mir ging es langsam wieder besser.
Unter noch grossen
Rückenschmerzen krabbelte ich an Deck. Es war während der ganzen Zeit wenig Wind gewesen
und die Segel schlugen an die Betakelung. Die Selbststeueranlage hatte ich eingeklinkt
und so lief das Schiff einen Kurs, wohin wusste ich da noch nicht, der Kompass zeigte
aber in die richtige Richtung. Später stellte ich dann fest, dass ich pro Tag etwa 60 Meilen in Richtung Ziel getrieben bin.
Vom Passatwind war nicht viel zu merken und so ging ich noch etwas südlicher; bei sechs Grad
Süd begann der Wind gleichmässig zu wehen und mein Schiff machte 3 Wochen lang gute Fahrt.
endlich erholte ich mich langsam und nach zwei Wochen verschwanden auch die letzten
Rückenschmerzen. Zwar war ich zum Skelett abgemagert, ansonsten aber wieder halbwegs
ein Mensch. Jetzt wagte ich es auch wieder, mit meiner Frau zu sprechen. Meine Freunde
hatten auf meinen Wunsch hin meiner Frau berichtet, dass etwas mit meinem Funkgerät nicht
klappt, damit meine Familie, die sich ohnehin schon grosse Sorgen macht, nicht noch
weiter beunruhigt war. Natürlich wollte ich wissen, warum es mir so schlecht gegangen
ist. Die Ärzte in San Cristobal – auch meine Freunde hatten sich dort bemüht,vermuteten
einen Virus, der dort grassierte und der sehr ernst zu nehmen war. Gefährlich wurde es
dann, wenn sich der Zustand im Kopfbereich konzentriert. In meinem speziellen Fall
waren hauptsächlich die unteren Partien betroffen. Später, als ich auf Tahiti war,
ging ich als Erstes in ein Krankenhaus und erkundigte mich. Der Arzt vermutete eine
Vergiftung, die ich mir auf Galapagos geholt hatte.... Die Wurst.
Die meiste Zeit lag ich im Bett. Auf dieser Fahrt habe ich meine Wachgänge
sträflich vernachlässigt, sodass ich auf dieser endlos
langen 3.000 Meilen Strecke nicht ein einziges Schiff zu Gesicht bekam.
Ein Leichtsinn zwar, aber in meiner Lage verständlich. Mit meinem Leben hatte ich
sowieso schon rein Schiff gemacht..
las 7 vidas de F.J.S.
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